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Die Freiheit über den Wolken

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 Danzig - Riga
Am nächsten Morgen packten wir die mitgebrachten Faltkanister aus und füllten diese an der nächsten Tankstelle mit 80 Litern Superbenzin. Am Airport haben wir uns nach der Landung über den Preis für Flugbenzin erkundigt (Euro 1,64 plus Mehrwertsteuer). Außerdem ist der stark verbleite Flugbenzin für unseren Motor sowieso schlechter.
Das Problem bei solchen Aktionen besteht immer nur darin, den Taxifahrer davon zu überzeugen, diese illegale, benzintriefende und stinkende Fracht mitzunehmen. In Polen scheint dies aber normal zu sein. Der Taxler zuckte mit keiner Wimper.
Etwas schwieriger war es dann schon am Flughafen: Es gibt keinen Extraeingang für Piloten. Wir mussten also wie alle Passagiere zur Sicherheitskontrolle. Die grimmigen Beamten, die den Passagieren die Nagelfeilen wegnahmen, staunten nicht schlecht, als wir mit unseren 80 Litern Superbenzin ankamen. Erst wusste niemand, wie nun mit uns zu verfahren wäre und so wurde lange telefoniert. Ihr Arbeitskonzept hatten wir wohl gründlich gestört. Wir warteten geduldig während sich langsam stinkende Treibstoffpfützen in der Abfertigungshalle ausbreiteten.  

 


Ich wurde zunehmend nervöser und beobachtete die Passanten, ob wohl keiner mit einer brennenden Zigarette ankam. Wir würden wahrscheinlich die nächsten Jahrzehnte als Terroristen einsitzen. Dann endlich erschien ein schwerbewaffneter Soldat mit der Aufgabe, uns aufs Rollfeld zu unserem Flieger zu begleiten.  
Draußen angekommen, warteten schon zwei Polizisten und brachten uns zum Flugzeug. Sie beobachteten jeden Tropfen Benzin, bis er in unseren Tanks verschwunden war. Jetzt war nur noch zu klären, wohin es denn gehen sollte. Die nette Dame im General Aviation Center schlug die Hände über dem Kopf zusammen: "St. Petersburg? Unmöglich, da muss man den Flugplan mindestens 5 Tage vorher aufgeben." Nach einem schnellen Blick auf die Landkarte meinten wir: "Na gut, dann nehmen wir halt Riga in Lettland.“
Nur leider hatten wir für die Baltischen Staaten (nebenbei: wie auch für Polen) keine Luftkarten oder Anflugpläne und stöberten daher durch alle Ordner und Unterlagen im GAC. Wir ließen uns einige Kopien anfertigen und bekamen dabei auch unseren Flugplan nach Riga zusammen. War gar nicht so einfach, da uns dieser Flug über 2 Landesgrenzen hinweg rund um Kaliningrad/Russland führen sollte.
Der erste Flugplan wurde postwendend zurückgewiesen. Wir hatten keinen Einflugpunkt in die Kontrollzone Riga angegeben und die Höhe war mit 2000 Fuß zu hoch. Also korrigieren und nochmals mit 1500 Fuß aufgegeben. Und - O.K., wir konnten also starten.

 

 

Reini hatte immer Probleme sich das Kennzeichen zu merken und fand immer wieder Körperteile, auf die er es schreiben konnte.
Kurz nach dem Start forderten wir vom Controller 4000 Fuß an und flogen dann über dem Smog. Die Controller schienen Mitleid zu haben und waren trotz Reinis unverständlicher Stotterei am Funk freundlich. Die meisten seiner 3000 Flugstunden hat Reini im Segelflieger verbracht. Segelflieger sind etwas eigenbrötlerisch und den Umgang mit Luftlotsen nicht gewöhnt. In Wirklichkeit bewundere ich Reini dafür, dass er, obwohl er oft nur die Hälfte versteht und sich nicht einmal das eigene Kennzeichen merkt, sich nicht scheut, den Funk mit zu erledigen.  
Im Norden von Littauen, das wir überflogen, begrüßte uns die Controllerin sogar besonders nett auf Deutsch.  In Lettland wurde uns dann der direkte Anflug zur Piste gestattet, also Einflugpunkt und 1500 Fuß war nur für die Bürokraten. Der Tower gab uns dann den rechten Gegenanflug frei. Nachdem wir einige Zeit über das Verständnis von rechts und links diskutiert hatten, entschieden wir uns natürlich für die falsche Seite.

 


Na gut, meinte der Tower, dann fliegen Sie halt den linken Gegenanflug. Wind am Boden 26 Knoten (50 km/h) fast quer zur Piste. Ich war wieder einmal froh, dass Reini am Ruder saß und zitterte der Landung entgegen. Laut Kennblatt ist unser Flugzeug für Landungen bei Seitenwind bis maximal 11 Knoten zugelassen. In der letzten Kurve erfasste uns eine besonders starke Böe und versuchte das Flugzeug umzudrehen. Nur eine energische Querruderbewegung mit Vollausschlag konnte das verhindern.

 

 

Der Controller am Funk scheint zu ahnen, dass wir keine Anflugblätter und Pläne haben und bietet an, uns den Weg zur Parkposition anzusagen. Erleichtert stimmten wir zu. Auf großen Airports ist es nicht einfach.
Nachdem wir getankt hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg quer über das Vorfeld. Zwar kamen wir uns etwas komisch vor, als wir an den Terminals vorbeischlenderten. Ich hatte schon das Gefühl, dass das verboten sein könnte. Als ich einen gelb markierten Eingang sah, steuerten wir darauf zu.

Kaum eingetreten, sahen wir nur verstörte und fragende Gesichter. Schließlich sammelte sich einer der Beamten und fragte mich schroff, woher wir denn kämen. Es scheint doch nicht erlaubt zu sein einfach herzukommen. Nachdem ich erklärte, dass wir beide Piloten wären und mit der eigenen Maschine gekommen waren, wurde heftig diskutiert und telefoniert. Schließlich forderten sie unsere Pilotenausweise zu sehen. Diese hatten wir natürlich nicht dabei. Daraufhin brachte man uns mit dem Auto zum Flugzeug zurück, um die Ausweise zu holen.
Nach der Rückkehr zum Büro wurden unsere Pilotenscheine einer ganz genauen Prüfung unterzogen. Es sah so aus, als wollte der Beamte die Scheine auswendig lernen. Doch bald ließ man uns passieren und wir konnten das Gebäude verlassen. Die Verwaltung scheint hier noch etwas russisch zu laufen.
Kaum am Vorplatz staunten wir abermals: alles war rot-weiß- rot beflaggt. Ich sagte zu Reini: ”Hey, die wussten dass wir kommen!” Weit gefehlt - Lettland hat eine ähnliche Nationalflagge wie Österreich.
Gegenüber stiegen wir dann in den öffentlichen Bus und fuhren für einen Groschenbetrag ins Stadtzentrum. Dort bewunderten wir sehr schöne alte Gebäude und die Auswüchse des Kapitalismus.