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Die Freiheit über den Wolken

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Sabaudia
Eine halbe Flugstunde nach Rom näherten wir uns unserem Etappenziel Sabaudia. Ohne GPS fast unauffindbar hebt sich die Gras-Landepiste kaum von der Landschaft ab.  

 


Alle anderen waren lange vor uns abgeflogen und zweimal zwischengelandet. Sie standen mit ihren wieder aufgetankten Maschinen schon in Reih und Glied am Boden. Wir landeten als eines der letzten Flugzeuge. Fast hörte ich meine Gelenke knarren, als ich mich mühsam aus der Maschine schälte und lange reckte. Wir hatten gerade noch Zeit, unsere Kiste aufzutanken und mussten dann in den schon wartenden Bus einsteigen. Alles war generalstabsmäßig und perfekt von Hannes geplant.

 


Der Bus brachte uns nach halbstündiger Schaukelei in unser Hotel. Es wurde ein Treffpunkt in der Lobby und ein gemeinsames Abendessen vereinbart. Wir hatten jedoch andere Pläne. Reini und ich dackelten kurz darauf los, um dieses italienische Kleinnest per pedes zu erkunden. Vielleicht würden wir ja über ein nettes Pizzalokal stolpern. Nach einer ordentlichen italienischen Pizza und einigen Bieren, wankten wir zufrieden Richtung Hotel.
Reini hatte der fünfstündige Flug wohl sehr geschlaucht und er verzog sich sofort auf unser Zimmer. Ich wollte mich noch etwas  mit den anderen Kollegen unterhalten und folgte daher einige Stunden später.  An Schlaf war aber vorerst nicht zu denken. Reini schnarchte, was das Zeug hielt. Um ca. 2 Uhr, ich dämmerte so vor mich hin, läutete völlig überraschend mein Handy.  
Ich dachte natürlich nicht daran abzuheben. Später erfuhren wir, dass Reini´s Frau Margit angerufen hatte, weil bei ihr gerade eingebrochen wurde. Die Einbrecher hatte sie jedoch schon wacker in die Flucht geschlagen.
Trotzdem kam mir dieser Anruf zugute. Reini war nämlich durch das Läuten erwacht und hörte augenblicklich zu schnarchen auf. Ich beschloss, diese Ruhe auszunützen, drehte mich zur Seite und muss sofort eingeschlafen sein. Reini zog diesmal den Kürzeren,er lag noch etwas wach. Als ich dann nicht minder lautstark meine Schlafgeräusche verbreitete, war Reini´s Schlafschicht endgültig vorbei.

 

 

Am nächsten Morgen wurden wir nach einem guten Frühstück wieder vom Bus geholt und zum Flugplatz gekarrt. Beim Briefing wurde ein Platz bei Potenza in Süditalien als Ziel festgelegt.
Wir peilten jedoch einen direkten Flug nach Sizilien an. Schließlich wollten wir uns ja nur mehr einen Tag lang in Italien aufhalten. Als zweite Maschine rollten wir zum Startpunkt auf der Piste. Nach kurzem Motorcheck ließen wir die Maschine aufheulen und setzten uns langsam über das Gras holpernd in Bewegung. In etwa bei der Hälfte der Piste verließen die Räder den Boden und wir begannen zu schweben.
Reini unterschätzte die Kopflastigkeit beim Start mit 30% Landeklappen und ließ das Steuer zu locker. Worauf wir nochmals mit den Rädern den Boden touchierten bevor wir uns endgültig himmelwärts wandten.
Nach dem Abheben steuerten wir sofort auf´s Meer und setzten unsere Reise beschwingt durch die Buchten im gleichen Takt fort wie am Vortag. Flache Schwemmgebiete mit Sandstrand wechselten mit Bergrücken, die felsig bis ins Wasser reichten.

 

 

Langsam näherten wir uns der Gegend von Neapel.
Manchmal fühlten wir uns um Jahrhunderte zurückversetzt. Man kann den Italienern nur danken, dass sie ihre alten Gebäude nicht längst schon durch neue ersetzt haben.
Bei Neapel wichen wir über Land einem Flugplatz aus und schraubten uns hinter dem Vesuv in die Höhe, um von oben einen Blick in den Krater werfen zu können. Bedrohlich baute sich der Berg neben uns auf; zuerst dicht begrünt, wurde er nach oben hin immer karger. Obwohl der Vulkan nur etwas über 1200 Meter hoch ist, wächst einige hundert Meter unter dem Gipfel nichts mehr. Leider war dieser in Wolken gehüllt, sodass ein Überfliegen nicht möglich war.
Vom Vesuv schwenkten wir nach Südost durch einen Einschnitt in der Landschaft direkt über die Altstadt von Salerno. Unter uns wölbte sich eine wunderschöne Altstadt über der ein reich verzierter Dom thronte. Nach einer Ehrenrunde flogen wir weiter Richtung Süden über die Bucht der nächsten schönen Küste entgegen.

 


Je weiter wir in den Süden Italiens vorstießen, umso mehr beeindruckte die Wildheit, Ursprünglichkeit und Schönheit der immer unbewohnter werdenden Küstenlandschaft.

 

 

Als wir in eine Bucht einbogen, fanden wir uns in einer wildromantischen, zauberhaften Urlaubswelt wieder. Leider blieb uns zum Staunen und Schauen keine Zeit, denn schon änderte sich der Charakter der Küste abermals.  
Fast wie in Schottland senkten sich steile Felswände beinahe vertikal in das kristallklare Wasser. Trotz der Schroffheit dieser Felsen wurden wir von der Ruhe der kleinen Buchten magisch angezogen und wünschten uns nichts mehr als ein Wasserflugzeug. Dann würden wir nicht zögern zu landen, um uns kurz im frischen Wasser abzukühlen.

Manche Felskante wirkt scharf wie ein Messer. Unglaublich, dass sich eine solche Form gegen die Abwitterung sowie Wind und Wellen behaupten kann.

 

 

 Dann wieder senkte sich die Küste und machte dem Menschen Platz zur Besiedelung.
Je weiter wir nach Süden vordringen, umso exotischer wird die Landschaft. Von lückenloser Besiedelung der Küstenstreifen kann man in Süditalien Gott sei Dank nicht sprechen.  

 


Abenteuerliche Konstruktionen erleichtern die Zufahrt zu höher gelegenen Dörfern.
Langsam kam Sizilien in Sicht. Ein riesiger Mast kennzeichnet eine ehemalige Stromverbindung zur Insel. Ein ordentlicher Fährverkehr wurde sichtbar, als wir uns nach Regio di Calabria hinuntersinken ließen.

 

 

Zum ersten Mal flog ich eine derartige Strecke über das offene Wasser. Unwillkürlich dachte ich immer wieder an die Folgen eines Motorausfalls.
Die sizilianische Küste bei Messina war enttäuschend. Der Strand erinnerte eher an einen Schrottplatz. Das Wetter trug das Seinige bei - es war eher düster und dunstig.
Einzig Taormina war ein Lichtblick in dieser Hinsicht.