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Die Freiheit über den Wolken

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Die Planung

Es begann bei der Weihnachtsfeier des 1. Österreichischen UL-Fliegerclubs im Dezember 2009 in St. Margareten. Ich erzählte gerade von meinem ersten Flug nach Sardinien im Mai 2009, von der Schönheit der Küsten Korsikas und Sardiniens. Weiße Strände umsäumt von üppiger grüner Vegetation und umspült von glasklarem türkisfarbenem Wasser. Es waren beinahe unbeschreiblich schöne Eindrücke, die ich versucht habe wiederzugeben. Leider hatte ich damals weder Fotoapparat noch Videokamera dabei. Daher musste ich mich besonders anstrengen, meine Schilderungen so anschaulich wie möglich zu gestalten. Mir gegenüber saßen Erich Hauer und Toni Absenger. Am Leuchten in ihren Augen erkannte ich die Begeisterung, mit der ich sie angesteckt hatte. Gemeinsam sprachen wir mit unserem Obmann Toni Schweinzer. Der hatte gar nichts dagegen, über einen Flugausflug des Clubs nachzudenken. Eine nähere Diskussion wurde für die Jahreshauptversammlung Anfang 2010 angekündigt.


Zum Termin der JHV hatte ich dann leider keine Zeit. Aber der „Samen des Bösen“ war ausgebracht, und die Begeisterung für meinen Ausflugsvorschlag beim harten Kern des Vereins nicht mehr zu löschen. Im April trafen wir uns dann bei Toni Schweinzer zu Hause. Wir beschlossen das Unternehmen an einem langen Wochenende im Mai zu starten und einigten uns auf zwei mögliche Abflugtermine: Den 12. und den 22. Mai. Toni wollte gleich ganz genau einen Flugplan mit exaktem Routing von Platz zu Platz festlegen und dabei gleich einen ordentlichen Umweg fliegen. Ich schlug dagegen vor, das Ganze recht zwanglos anzugehen und wir einigten uns auf die erste Tagesetappe nach Marina di Campo auf Elba. Wie es dann weiter ginge sollte dort vor Ort entschieden werden. Mein Versuch, die Anderen von ein paar Tagen mehr und einen kleinen „Umweg“ über Nordafrika zu überzeugen, schlug leider fehl.
Einige Tage vor dem ersten Abflugtermin rief mich Toni an. Ich musste ihn leider enttäuschen, das augenscheinliche Schlechtwetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Also trat Plan B in Kraft und der 22. Mai wurde als nächster Abflugtermin ins Auge gefasst. Das schlechte Wetter blieb hartnäckig und stationär im Mittelmeerraum. Wenige Tage vor dem 22. rief ich Toni unseren Club-Chef an. Er konnte es kaum glauben, als ich meinte, dass das Wetter exakt zu unserem Termin passen würde und zwar exakt bis einschließlich Dienstag den 25. Mai.


Der Start

Toni Schweinzer mit Frau Elfi flog mit seiner Ikarus und Toni Absenger mit Sepp Kazianschütz mit ihrer CT. Erich Hauer hatte familiäre Verpflichtungen und seine Teilnahme war ein riesiges Fragezeichen. Während beide Toni´s schon um Sieben Uhr in der Luft sein wollten, schälte ich mich zu dieser Zeit erst mühsam aus den Federn. Reini Böhm war am Vorabend aus Gmunden angereist, um mit mir diesen Trip auch mitzumachen. Als wir dann erst um neun Uhr über die Pack im dichten Regen fuhren, bereute ich erstmals, nicht schon früher gestartet zu sein. Über der Pack und der Saualpe hingen sehr dunkle Wolken, als wir schließlich in Wolfsberg ankamen.

 

 

Wir beeilten uns, die „Zodi“ startklar zu machen, um noch vor dem heranrückenden Wetter in die Luft zu kommen. Kurz vor dem Einsteigen kramte Reini plötzlich seine Schwimmweste hervor und begann diese anzuziehen. „Hast du die Schwimmweste für die Po-Überquerung angezogen?“ Fragte ich ihn und machte mir keine Mühe, den sarkastischen Unterton zu verbergen. „Und was ist, wenn wir vor Elba nicht mehr landen?“ Meinte er. Ich nahm mir vor, wegen der wenigen Kilometer nach Elba meine Schwimmweste nicht schon vor dem Start anzuziehen.


Bald darauf hoben wir in einen wolkenverhangenen Himmel ab. Auf Höhe von Klagenfurt sahen wir dann einen Regenvorhang, der quer durch das ganze Becken hing. Da ein Ausweichen unmöglich war, durchflogen wir diese Front an der dünnsten Stelle. Danach wurde das Wetter immer freundlicher. Über dem Kanaltal flogen wir schon in 2000 m. Am Ende des Kanaltals hörten wir schon Toni 1 und Toni 2 die sich am westlichen Ende der Lagune von Venedig Richtung Bolognia bewegten. Wir vereinbarten am Funk in Ozzano nahe Bolognia zu landen und uns dort zu treffen.


Italien zeigte sich von seiner freundlichen Seite. Der übliche Dunst in Oberitalien, der normalerweise an der Grenze von VFR Bedingungen nagte, war nicht zu sehen. Stattdessen strahlte die Sonne aus einem blauen, wolkenlosen Himmel. Leicht störend war nur die recht kräftige Thermik, die uns manchmal ordentlich schüttelte. Wir flogen unsere Standardroute südlich vorbei an Pordenone um Aviano großzügig auszuweichen und dann den kürzesten Weg an Venedig vorbei mit nachher direkten Kurs auf Ozzano. Der Funk war mittlerweile still, da unsere Kumpels sicher schon einige Zeit in Ozzano am Boden waren und wir vermuteten, dass dort inzwischen im Restaurant ordentlich gespachtelt wurde.


Etwa eine Stunde nach unseren Freunden erreichten wir endlich zur Mittagszeit das Flugfeld des Airdelta bei Ozzano.

Als ich Reini ein gedankliches Bild vormalte, wie sich die italienischen Fliegerkameraden vor Lachen am Boden krümmen würden, wenn er dann mit seiner Schwimmweste aussteigen würde, begann er hektisch die Schwimmweste abzulegen. Er schaffte dies in Rekordzeit lange bevor wir am Boden ankamen.


Neben der Rollbahn fanden wir zwar die Flugzeuge unserer Freunde, aber zu sehen war keiner. Als wir dann langsam in Richtung Restaurant wackelten, kam uns Toni entgegengelaufen und meinte, dass die Anderen schon im Restaurant auf uns warteten. Tatsächlich waren alle an einem großen Tisch im Restaurant versammelt und warteten vor leeren Tellern auf unser Eintreffen. Ich war echt überrascht wegen soviel sozialer Rücksichtnahme. Als Individualist und Einzelflieger musste ich mich daran erst wieder gewöhnen. Wir bestellten Wasser und Spagetti mit Salat für alle. Die Mahlzeit nahmen wir in lockerer, gelöster Atmosphäre ein. Ich glaube dass alle froh waren, weil uns der Wettergott einen solch angenehmen und sicheren Flug bescherte. Die leicht quellende, aber freundliche  Bewölkung über dem Apennin zeigte doch etwas labilere Luftmassen an und ließen noch stärkere Thermik erwarten. Reini als alter Segelflieger, bekam schon glänzende Augen, als wir uns Bolognia genähert hatten und die Wolken über dem Apennin ausgemacht haben.


Nach dem Mahl wartete ein kleiner Schock auf uns: mit lässigem Schwung malte der Kellner 15 x 6 = 90 auf das Tischtuch. Den Preis für Spagetti und Salat nebst einem Glas Wasser fanden wir dann auch etwas happig. Aber was soll´s - geschmeckt hat es ja trotzdem gut. Die gute Stimmung, die sich beim Essen in der Runde ausgebreitet hatte, konnte das auch nicht trüben. Und so gingen wir beschwingt zurück zu unseren fliegenden Kisten und warfen die Maschinen an. Die Parole war: „Nächster Stopp - Marina di Campo auf Elba“.


Meine Befürchtungen bezüglich der Thermik in den Bergen bewahrheitete sich auf angenehme Weise: Reini übernahm das Steuer und wir „segelten“ mit nur wenig Gas über den Apennin. An den Hängen hatten wir trotz ca. 20% Motorleistung ein Steigen von bis zu 7 m/Sekunde. Als ich vor einem Grat das Ruder übernahm, kamen wir nach einem kleinen Gipfel ganz ordentlich ins Lee und einige Sachen machten sich für kurze Zeit selbstständig.
Bei Florenz erreichten wir wieder niedrigeres Terrain und es ging hinweg über die herrliche Kulturlandschaft der Toskana. Bei dieser Schönheit verging die Zeit sprichwörtlich „wie im Fluge“ und wir erreichten die Küste unweit von Elba.

 

 

Beim Überflug zur Insel hörten wir den Absenger Toni schon mit dem Flughafencontroller auf Elba sprechen. Bei einem kleinen Verständigungsproblem waren wir gerne behilflich. Dann war Toni unten und wir konnten einen kleinen Inselrundflug veranstalten, bevor auch wir in den Flugplatzbereich einflogen und uns dem Controller stellen mussten. Beim Anflug kamen wir bei Capoliveri vorbei. Das ist ein kleiner Ort, der die Spitze eines größeren Hügels krönt. Wir waren bei unserem letzten Aufenthalt auf Elba dort in einem netten Wirtshaus gewesen. Dessen Veranda bot einen herrlichen Ausblick auf die halbe Insel und Porto Azzurro. Wir nahmen uns augenblicklich vor, einen Leihwagen zu nehmen, und diesen netten Ort wieder aufzusuchen.
Im Endanflug auf Marina di Campo fiel uns der Nordostwind, der böig über die Berge herunter strich, negativ auf, da er etwa in 45° zur Pistenrichtung stand. Der Wind wurde immer heftiger und böiger, je näher wir der Landebahn kamen. Es wurde ein ziemlicher Tanz, bevor unsere Räder endlich den Boden berührten und dem Ganzen ein Ende bereiteten. Beim Rollen wurden wir auch noch manchmal fast aus der Spur gerissen und ich war froh, als wir den Motor auf der endgültigen Parkposition endlich abstellen konnten. Toni und Sepp erwarteten uns schon auf der Abstellfläche. Bald darauf kamen auch die Schweinzer´s mit ihrer Ikarus in Sicht. Die Ikarus tanzte in den Windböen hin und her. Dass Marina di Campo bei nördlichen Winden nicht ganz so einfach anzufliegen ist, bewahrheitete sich einmal mehr. Aber dann setzte er doch ganz sanft auf und rollte aus.