Flugring.com

Die Freiheit über den Wolken

Get Adobe Flash player

Beitragsseiten

Die Planung

Es begann bei der Weihnachtsfeier des 1. Österreichischen UL-Fliegerclubs im Dezember 2009 in St. Margareten. Ich erzählte gerade von meinem ersten Flug nach Sardinien im Mai 2009, von der Schönheit der Küsten Korsikas und Sardiniens. Weiße Strände umsäumt von üppiger grüner Vegetation und umspült von glasklarem türkisfarbenem Wasser. Es waren beinahe unbeschreiblich schöne Eindrücke, die ich versucht habe wiederzugeben. Leider hatte ich damals weder Fotoapparat noch Videokamera dabei. Daher musste ich mich besonders anstrengen, meine Schilderungen so anschaulich wie möglich zu gestalten. Mir gegenüber saßen Erich Hauer und Toni Absenger. Am Leuchten in ihren Augen erkannte ich die Begeisterung, mit der ich sie angesteckt hatte. Gemeinsam sprachen wir mit unserem Obmann Toni Schweinzer. Der hatte gar nichts dagegen, über einen Flugausflug des Clubs nachzudenken. Eine nähere Diskussion wurde für die Jahreshauptversammlung Anfang 2010 angekündigt.


Zum Termin der JHV hatte ich dann leider keine Zeit. Aber der „Samen des Bösen“ war ausgebracht, und die Begeisterung für meinen Ausflugsvorschlag beim harten Kern des Vereins nicht mehr zu löschen. Im April trafen wir uns dann bei Toni Schweinzer zu Hause. Wir beschlossen das Unternehmen an einem langen Wochenende im Mai zu starten und einigten uns auf zwei mögliche Abflugtermine: Den 12. und den 22. Mai. Toni wollte gleich ganz genau einen Flugplan mit exaktem Routing von Platz zu Platz festlegen und dabei gleich einen ordentlichen Umweg fliegen. Ich schlug dagegen vor, das Ganze recht zwanglos anzugehen und wir einigten uns auf die erste Tagesetappe nach Marina di Campo auf Elba. Wie es dann weiter ginge sollte dort vor Ort entschieden werden. Mein Versuch, die Anderen von ein paar Tagen mehr und einen kleinen „Umweg“ über Nordafrika zu überzeugen, schlug leider fehl.
Einige Tage vor dem ersten Abflugtermin rief mich Toni an. Ich musste ihn leider enttäuschen, das augenscheinliche Schlechtwetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Also trat Plan B in Kraft und der 22. Mai wurde als nächster Abflugtermin ins Auge gefasst. Das schlechte Wetter blieb hartnäckig und stationär im Mittelmeerraum. Wenige Tage vor dem 22. rief ich Toni unseren Club-Chef an. Er konnte es kaum glauben, als ich meinte, dass das Wetter exakt zu unserem Termin passen würde und zwar exakt bis einschließlich Dienstag den 25. Mai.


Der Start

Toni Schweinzer mit Frau Elfi flog mit seiner Ikarus und Toni Absenger mit Sepp Kazianschütz mit ihrer CT. Erich Hauer hatte familiäre Verpflichtungen und seine Teilnahme war ein riesiges Fragezeichen. Während beide Toni´s schon um Sieben Uhr in der Luft sein wollten, schälte ich mich zu dieser Zeit erst mühsam aus den Federn. Reini Böhm war am Vorabend aus Gmunden angereist, um mit mir diesen Trip auch mitzumachen. Als wir dann erst um neun Uhr über die Pack im dichten Regen fuhren, bereute ich erstmals, nicht schon früher gestartet zu sein. Über der Pack und der Saualpe hingen sehr dunkle Wolken, als wir schließlich in Wolfsberg ankamen.

 

 

Wir beeilten uns, die „Zodi“ startklar zu machen, um noch vor dem heranrückenden Wetter in die Luft zu kommen. Kurz vor dem Einsteigen kramte Reini plötzlich seine Schwimmweste hervor und begann diese anzuziehen. „Hast du die Schwimmweste für die Po-Überquerung angezogen?“ Fragte ich ihn und machte mir keine Mühe, den sarkastischen Unterton zu verbergen. „Und was ist, wenn wir vor Elba nicht mehr landen?“ Meinte er. Ich nahm mir vor, wegen der wenigen Kilometer nach Elba meine Schwimmweste nicht schon vor dem Start anzuziehen.


Bald darauf hoben wir in einen wolkenverhangenen Himmel ab. Auf Höhe von Klagenfurt sahen wir dann einen Regenvorhang, der quer durch das ganze Becken hing. Da ein Ausweichen unmöglich war, durchflogen wir diese Front an der dünnsten Stelle. Danach wurde das Wetter immer freundlicher. Über dem Kanaltal flogen wir schon in 2000 m. Am Ende des Kanaltals hörten wir schon Toni 1 und Toni 2 die sich am westlichen Ende der Lagune von Venedig Richtung Bolognia bewegten. Wir vereinbarten am Funk in Ozzano nahe Bolognia zu landen und uns dort zu treffen.


Italien zeigte sich von seiner freundlichen Seite. Der übliche Dunst in Oberitalien, der normalerweise an der Grenze von VFR Bedingungen nagte, war nicht zu sehen. Stattdessen strahlte die Sonne aus einem blauen, wolkenlosen Himmel. Leicht störend war nur die recht kräftige Thermik, die uns manchmal ordentlich schüttelte. Wir flogen unsere Standardroute südlich vorbei an Pordenone um Aviano großzügig auszuweichen und dann den kürzesten Weg an Venedig vorbei mit nachher direkten Kurs auf Ozzano. Der Funk war mittlerweile still, da unsere Kumpels sicher schon einige Zeit in Ozzano am Boden waren und wir vermuteten, dass dort inzwischen im Restaurant ordentlich gespachtelt wurde.


Etwa eine Stunde nach unseren Freunden erreichten wir endlich zur Mittagszeit das Flugfeld des Airdelta bei Ozzano.

Als ich Reini ein gedankliches Bild vormalte, wie sich die italienischen Fliegerkameraden vor Lachen am Boden krümmen würden, wenn er dann mit seiner Schwimmweste aussteigen würde, begann er hektisch die Schwimmweste abzulegen. Er schaffte dies in Rekordzeit lange bevor wir am Boden ankamen.


Neben der Rollbahn fanden wir zwar die Flugzeuge unserer Freunde, aber zu sehen war keiner. Als wir dann langsam in Richtung Restaurant wackelten, kam uns Toni entgegengelaufen und meinte, dass die Anderen schon im Restaurant auf uns warteten. Tatsächlich waren alle an einem großen Tisch im Restaurant versammelt und warteten vor leeren Tellern auf unser Eintreffen. Ich war echt überrascht wegen soviel sozialer Rücksichtnahme. Als Individualist und Einzelflieger musste ich mich daran erst wieder gewöhnen. Wir bestellten Wasser und Spagetti mit Salat für alle. Die Mahlzeit nahmen wir in lockerer, gelöster Atmosphäre ein. Ich glaube dass alle froh waren, weil uns der Wettergott einen solch angenehmen und sicheren Flug bescherte. Die leicht quellende, aber freundliche  Bewölkung über dem Apennin zeigte doch etwas labilere Luftmassen an und ließen noch stärkere Thermik erwarten. Reini als alter Segelflieger, bekam schon glänzende Augen, als wir uns Bolognia genähert hatten und die Wolken über dem Apennin ausgemacht haben.


Nach dem Mahl wartete ein kleiner Schock auf uns: mit lässigem Schwung malte der Kellner 15 x 6 = 90 auf das Tischtuch. Den Preis für Spagetti und Salat nebst einem Glas Wasser fanden wir dann auch etwas happig. Aber was soll´s - geschmeckt hat es ja trotzdem gut. Die gute Stimmung, die sich beim Essen in der Runde ausgebreitet hatte, konnte das auch nicht trüben. Und so gingen wir beschwingt zurück zu unseren fliegenden Kisten und warfen die Maschinen an. Die Parole war: „Nächster Stopp - Marina di Campo auf Elba“.


Meine Befürchtungen bezüglich der Thermik in den Bergen bewahrheitete sich auf angenehme Weise: Reini übernahm das Steuer und wir „segelten“ mit nur wenig Gas über den Apennin. An den Hängen hatten wir trotz ca. 20% Motorleistung ein Steigen von bis zu 7 m/Sekunde. Als ich vor einem Grat das Ruder übernahm, kamen wir nach einem kleinen Gipfel ganz ordentlich ins Lee und einige Sachen machten sich für kurze Zeit selbstständig.
Bei Florenz erreichten wir wieder niedrigeres Terrain und es ging hinweg über die herrliche Kulturlandschaft der Toskana. Bei dieser Schönheit verging die Zeit sprichwörtlich „wie im Fluge“ und wir erreichten die Küste unweit von Elba.

 

 

Beim Überflug zur Insel hörten wir den Absenger Toni schon mit dem Flughafencontroller auf Elba sprechen. Bei einem kleinen Verständigungsproblem waren wir gerne behilflich. Dann war Toni unten und wir konnten einen kleinen Inselrundflug veranstalten, bevor auch wir in den Flugplatzbereich einflogen und uns dem Controller stellen mussten. Beim Anflug kamen wir bei Capoliveri vorbei. Das ist ein kleiner Ort, der die Spitze eines größeren Hügels krönt. Wir waren bei unserem letzten Aufenthalt auf Elba dort in einem netten Wirtshaus gewesen. Dessen Veranda bot einen herrlichen Ausblick auf die halbe Insel und Porto Azzurro. Wir nahmen uns augenblicklich vor, einen Leihwagen zu nehmen, und diesen netten Ort wieder aufzusuchen.
Im Endanflug auf Marina di Campo fiel uns der Nordostwind, der böig über die Berge herunter strich, negativ auf, da er etwa in 45° zur Pistenrichtung stand. Der Wind wurde immer heftiger und böiger, je näher wir der Landebahn kamen. Es wurde ein ziemlicher Tanz, bevor unsere Räder endlich den Boden berührten und dem Ganzen ein Ende bereiteten. Beim Rollen wurden wir auch noch manchmal fast aus der Spur gerissen und ich war froh, als wir den Motor auf der endgültigen Parkposition endlich abstellen konnten. Toni und Sepp erwarteten uns schon auf der Abstellfläche. Bald darauf kamen auch die Schweinzer´s mit ihrer Ikarus in Sicht. Die Ikarus tanzte in den Windböen hin und her. Dass Marina di Campo bei nördlichen Winden nicht ganz so einfach anzufliegen ist, bewahrheitete sich einmal mehr. Aber dann setzte er doch ganz sanft auf und rollte aus.

 

 


 

Elba

Vor dem Flughafen organisierte ich vom örtlichen Autoverleih einen Bus und wir fuhren geradewegs in die schöne, große Bucht nördlich des Airports.
Wir konnten nicht widerstehen, die Wassertemperatur zu prüfen. Das Wasser war zwar nur etwa 2 cm warm aber das kurze Bad erfrischte ungemein nach einem halben Tag im engen Cockpit. Danach mussten wir uns erst wieder rücklings durch die schmale Gasse quälen, die wir gekommen waren.

 


Weiter ging es über üppig bewachsene Hügel mit herrlicher Aussicht auf malerische Buchten hin zur Hauptstadt Portoferreio. Dort wurde ein 4-Tagesfest gefeiert und die Hafenpromenade war angeräumt mit hunderten Verkaufsständen. Wir ließen uns von der Menge durch die Straßen schieben und genossen die multikulturelle Woge, die in Form von Stimmen, Gerüchen und Eindrücken über uns hinweg brandete. Danach saßen wir wieder auf und fuhren direkt nach Capoliveri. Eigentlich wollten wir uns erst noch in einem Quartier einbuchen. Als wir unter unserem „Stammwirtshaus“ an einer Baustelle anhalten mussten, sprang Reini kurzer Hand aus dem Auto und ging vom Bierdurst getrieben zum Wirtshaus hinauf. Als ich ihm nachrief: “Du willst uns wohl alle einladen!“ Bejahte er und schritt zügig weiter.

 

 

Wir ließen unseren Bus einfach auf der Baustelle stehen und folgten. Das Wirtshaus bot die selbe Aussicht, die ich noch gut in Erinnerung hatte. Auch der Wirt erinnerte sich unser und umarmte Reini ganz spontan. Nach einem gustiösen Abendessen organisierte er uns auch noch das Quartier für diese Nacht und wir wackelten zufrieden zum Bus zurück. Da es schon dunkel war, bemerkten wir schon von Weitem, dass am Bus seit nunmehr guten zwei Stunden das Abblendlicht brannte. Ich wunderte mich nicht wenig, als er trotzdem sofort ansprang. Das Quartier direkt beim Strand war nicht schlecht und günstig.

 


Vor dem Frühstück machten Reini und ich noch eine Extratour zum Supermarket, da wir nicht glaubten ein ordentliches Frühstück zu bekommen. Wir hatten uns aber getäuscht und daher zwei Einkaufstaschen mit Lebensmittel zu viel. Reini ging noch in eine lauschige Bucht zum Schwimmen und der Rest checkte aus dem Hotel aus. Dann war der Weg frei, die restliche Insel mit unserem Bus zu erkunden. In der Nacht hatte sich Erich noch gemeldet und gemeint, er würde gleich am Morgen in seine CT springen und herunter fliegen. Also hatten wir auch noch etwas Zeit. Wir fuhren also nach Porto Azzurro und Rio Elba. Wir ließen uns vom Charme und den mediterranen Zauber dieser Insel umgarnen. Auf dem Weg nach Rio Elba querte eine etwa eineinhalb Meter lange Schlange die Straße. Ich musste anhalten, um sie nicht zu überfahren. Sie war komplett schwarz und übersät mit smaragd-farbenen Punkten. Ich blieb stehen, bis die Schlange vorbei war und im Gebüsch verschwand.

 

 

Nach dieser herrlichen Tour kehrten wir etwa zu Mittag zum Airport zurück. Nachdem alle mit ihrem Gepäck ausgestiegen waren, fuhr ich zusammen mit Schweinzer Toni zur nächsten Tankstelle. Ich bunkerte 80 Liter Superbenzin (1,39/Liter) in meine mitgebrachten Falttanks, während Toni sich um etwas Motoröl bemühte. Das Tanken mit meinen Faltkanistern, die man sonst für die Wasserversorgung beim Campingurlaub verwendet, hat mir schon hunderte an Euros gespart. Zum Beispiel war auf Elba wie auf vielen Flugplätzen nur AVGAS (Flugbenzin) zu einem Preis von 2,98/Liter verfügbar.

 


Wieder am Flughafen retournierte ich unseren Bus ohne Probleme. Das massige Gepäck, einschließlich meiner vier vollen Faltkanister mussten nun auf das Vorfeld geschafft werden. Nachdem das erledigt war musste nun noch die Flughafengebühr von immerhin 32,-- Euro beglichen werden. Gleichzeitig ermahnte uns der Mitarbeiter im AIS, nicht mehr wieder zu kommen, da der Flughafen nicht für Ultraleichtflugzeuge zugelassen sei. Im Vorjahr hat es nach dem Unfall eines UL massig Probleme mit der nationalen Luftfahrtbehörde gegeben. Wir konnten nur mit den Schultern zucken und von dannen ziehen. Ein Kleinbus brachte uns mit Gepäck und Sprit zu den Maschinen.


Flug Elba - Korsika - Sardinien

Nach einem gründlichen Check der Flugzeuge trafen wir uns zu einem kurzen Strecken-Briefing. Nach dem Start würden etwa 30 Minuten Flug über das offene Meer bis zur korsischen Küste folgen. Der Küstenlinie wollten wir bis zum südlichen Ende Korsikas folgen und dort nach Sardinien übersetzen. In Sardinien planten wir den Durchflug der Kontrollzone von Olbia und die Landung knapp danach in San Theodoro. Meine Rettungsinsel nahm Erich an Bord seiner CT. Erstens war er alleine und hatte massig Platz und zweitens konnte er alsHochdecker die Rettungsinsel im Flug zur Unterstützung einer gewasserten Maschine abwerfen. Wir besprachen den Flug in einer festgelegten Formation wobei jeder auf die Abstände zu dem davor fliegenden Kameraden achten musste. Die Führung der Formation übernahm Reini als der erfahrenste Pilot unserer Runde mit meiner Maschine.


Vor dem Anrollen holten wir uns vom Tower die Genehmigung zum Formationsstart. Der Tower hatte keine Einwände und war offensichtlich froh uns so bald als möglich wieder los zu werden. Zum Start fädelten wir uns in den Formationspositionen am nördlichen Ende der Piste auf. Nach der Startfreigabe drückten wir den Gashebel voll hinein und ließen unsere Maschine loszischen. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn das Flugzeug den Bodenkontakt verliert. Plötzlich werden alle so unnatürlichen Bewegungen weich und die Maschine kehrt in ihr Element - den Himmel - zurück. Gleichzeitig werden alle Dinge des Bodens kleiner und kleiner und verlieren somit ihre Bedeutung, während die Übersicht und der Blick für´s Ganze zunimmt und dem Luftfahrer einen einzigartigen Anblick der Schönheit der Schöpfung liefert. Mit nur wenigen Hundert Metern Abstand folgte Flugzeug auf Flugzeug. In etwa 600 Metern Höhe sammelten wir uns zur Formation und die wunderbare Insel Elba verschwand langsam hinter uns.

 

 

Noch einmal rief ich mir die schönen Eindrücke unseres kurzen, angenehmen Aufenthalts in Erinnerung. Vor uns hob sich die riesige Kontur der Insel Korsika aus dem Dunst. Kurz nach Elba überflogen wir die Gefängnisinsel Pianosa und sahen dahinter im Süden den kegelförmigen Felsen von Monte Christo. Unwillkürlich musste ich dabei an die Romanfigur Edmond Dantès aus dem Film der Graf von Monte Christo denken, der im Roman einen Piratenschatz auf dieser Insel fand.
Nach einer halben Stunde Flugzeit kamen wir zur korsischen Küste. Der Flug war einfach, da das militärische Flugbeschränkungsgebiet R65 nicht aktiv war. So konnten wir vorbei an der Militärbasis Solenzara nach Süden fliegen.

 

 

Im Süden wurden die Berge niederer und die Küste immer freundlicher. Kristallklares Wasser umspült weiße Strände, die auf der anderen Seite von üppiger Vegetation umwuchert werden. Schöner kann es nicht einmal in der Südsee sein. Von Korsika hinüber nach Sardinien ist es nur ein Katzensprung.

 

 

Am Meldepunkt an der Grenze versuchten wir schon ohne Erfolg Olbia zu erreichen. Plötzlich drehte Toni S. nach Westen ab und verließ die Formation. Wir mussten ihm hinterher eilen, damit er nicht in diesen fremden Landen verloren ging. Bald darauf sah er uns wieder und folgte brav. Als wir dann über Land flogen, erfasste uns die knüppelharte Thermik. Verwöhnt von dem ruhigen Fliegen übers Meer entschlossen wir uns kurzerhand den Umweg über das Meer zu fliegen.

 

 

Wir näherten uns einer saphirblau bis smaragdgrünen riesigen Bucht. In diesem Augenblick verstand ich, wieso dieser Teil Sardiniens „Costa Smeralda“ genannt wurde.  Kaum glitten wir über das Wasser, beruhigte sich die Luft und wir schienen auf ein Daunenkissen aufzugleiten. Durch die ruhige Luft ließ sich das Flugzeug fast von selbst steuern und wir konnten die Schönheit der Natur so richtig genießen. Im Tiefflug überquerten wir die Bucht von Olbia und hatten ständig auch den Himmel über der Einflugschneise zum internationalen Airport im Blick. Eine Insel, die mehr einen abgetrennten Gebirgskamm glich und eine Kurzwellenstation beherbergte ließen wir rechts liegen und bogen Richtung San Theodoru ein. Wir genossen noch den Überflug einiger wunderschöner Strände, die mehr an die Südsee als ans Mittelmeer erinnerten.

 

 

 

Die Piste von San Theodoru hat eine komfortable Länge und ist hinter den Backwaters leicht zu finden. Auch der Anflug klappte von Süden her ohne Probleme. Bei einiger Seitenwind-Komponente setzten wir relativ ruhig auf. Kein Mensch war am Platz zu sehen. Da wir uns noch nicht entschlossen haben, wie es weiter geht, packten wir erst einmal die Jause aus und begannen unser Frühstück zu vertilgen. Es war für jeden eine Kleinigkeit dabei.

 

 


 

 

Toni´s Verletzungen

Plötzlich kam Toni unser „El Presidente“ ganz bleich angewackelt. Er hatte unter den Tragflächenstreben gearbeitet und sich beim Aufstehen den Kopf an einer Schraube verletzt. Dabei fing er sich eine etwa 7 cm lange Rissquetschwunde ein. Das sah übel aus. Eigentlich sollte das Ding genäht oder geklammert werden. Reini ist Gott sei Dank Arzt und sah sich die Wunde an. Er fragte alle nach Nadel und Faden. Leider hatte keiner ein Nähzeug dabei. Toni sagte kein Wort, aber man sah, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen war. Offensichtlich hat ihn die Idee, dass Reini ihn mit dem Garn zum Hosenstopfen ohne Betäubung seinen Kopf zusammen näht, gar nicht so gefallen.

 


Zum Glück tauchte Salvatore, der Flugplatzbesitzer, auf und bot sich an, mit Toni zum nächsten Krankenhaus zwecks Wundversorgung zu fahren. Reini erklärte sich bereit mitzufahren und notfalls als Dolmetscher und medizinischer Sachverständiger unserer Gruppe zu fungieren. Reini berichtete nach der Rückkehr zur Gruppe ausführlich und theatralisch über Toni´s „Behandlung“:

 

Das Hospitale erinnerte mehr an ein Gefängnis; dunkle Wände, vergitterte Fenster und allerlei Ungeziefer bevölkerte die düsteren Mauern. Sie wurden in einen Behandlungsraum geführt, wo eine Medizinerin mit Kleinwuchs auf sie wartete. Toni musste sich auf die Behandlungspritsche setzen. Die Ärztin war aber so klein, dass sie nicht bis auf den Kopf sehen konnte. Also musste sich Toni hinlegen. Auch von hier war die ideale Behandlungsposition nicht gefunden. Schließlich saß Toni auf dem Boden und die Ärztin konnte endlich die Wunde begutachten. Als erste Handlung nahm sie einen Tupfer getränkt mit Desinfektionsmittel, reinigte die Wunde und presste den Tupfer mehrmals von oben auf die Verletzung. Toni wurde jedes mal ein wenig kleiner und jammerte dabei lautstark. Die Ärztin ließ sich aber nicht beirren und drückte ohne hin zu sehen immer fester auf die Wunde und unterhielt gleichzeitig mit Reini und Salvatore. Sie ließ erst von Toni ab, als dieser umzufallen drohte und meinte: „Mir isch schlecht!“. Toni musste sich also wieder auf die Pritsche legen und die Ärztin nahm den Blutdruckmesser und meinte nach der Messung: „Passo!“. Reini sah auf die Anzeige: 70 zu 45 ja, das war wirklich etwas niedrig. Bald drückte die Ärztin wieder von oben mit dem verhassten Tupfer auf Tonis Wunde. Dieser meinte nur: „Muss speiben!“. Nachdem ihr Toni´s Anliegen übersetzt wurde, verließ die Ärztin fluchtartig das Zimmer. Reini sah sich um und räumte eine metallene Schale, um sie Toni beim Erbrechen unter halten zu können. Als er sich jedoch wieder Toni zuwandte, war dieser von der Liege gestürzt und wurde von einer Art epileptischen Anfall geschüttelt. Salvatore und Reini hoben Toni wieder auf die Liege und die Ärztin griff zum Telefon und alarmierte die Ambulancia um Toni sofort zu einer intensiv-medizinischen Einrichtung verlegen zu lassen.


Nach etwa 10 Minuten des Wartens war Toni wieder bei Bewusstsein und die Ambulancia noch nicht gekommen. Daher wurde sie wieder abbestellt. Das machte denen gar nichts aus, da sie wahrscheinlich sowieso noch nicht losgefahren waren. Da es in diesem Hospitale keinerlei Behandlungsmittel außer der Desinfektionslösung, die Toni fast umbrachte, gab, graste man etwa 50% aller sardinischen Apotheken ab, ohne eine mit Notdienst finden zu können. Schließlich gab man auf und hoffte, dass Toni am nächsten Morgen noch leben würde, um ihn dann mit Mitteln aus einer Pharmacia behandeln zu können.

 

 

Rundflug Sardinien
Am nächsten Tag, Toni war übrigens noch immer am Leben, beschlossen wir einen Rundflug um ganz Sardinien und wollten uns dann in Stintino am nordwestlichen Zipfel von Sardinien wieder treffen. Salvatore telefonierte mit dem Flugplatzbetreiber, damit uns dieser schon erwarten konnte.

 


Als dann alles klar war, ging´s los. Also „rein den Nagel“ und rauf in den tiefblauen Himmel. Anfangs dachten wir, dass wir die schönste Ecke der Insel schon gesehen hatten - aber da sollten wir uns täuschen. Während die Anderen auf Höhe gingen blieben wir im unteren Stockwerk und genossen die Aussicht aus der Nähe.
Dabei flogen wir fast jede Bucht aus und sausten in ruhiger Luft über menschenleere Strände. Das Steuern der Maschine ist in der ruhigen Luft bei leichtem Seewind ein Kinderspiel, und so kann man sich recht gut auf die Schönheit der Schöpfung in diesem Teil der Erde konzentrieren. Niemals hätte ich geglaubt, dass es soviel Schönheit auf einem Fleck überhaupt gibt.

 

 

Nur wenige Menschen waren zu sehen, und diejenigen, die schon am Strand waren, winkten dem im Tiefflug vorbei brausenden Flugzeug zu. So mancher mochte sich gewünscht haben, in meiner Maschine zu sitzen. Aber um Nichts auf der Welt würden wir mit einem „Strandhocker“ tauschen wollen. Nach jeder Bucht kam eine noch schönere. Als wir meinten, schon genug wunderschöne Sandstrände mit weißem Sand, der von kristallklarem, türkisem Wasser umspült wurde, bewundert zu haben, wurde die Küste felsiger.
Aus den Kalksteinfelsen hatte das Meer in Jahrtausenden Höhlen herausgespült, in die das Licht reflektiert durch das türkise Wasser eine zauberhafte Stimmung zeichnet. Interessant ist hier auch, dass sich die steilen Felswände nicht unter Wasser fortsetzen, sondern ebenfalls ein weißer Sandgrund für eine schöne Wasseroptik sorgt.

 

 

Kurz nachdem wir uns an dieser Landschaft satt gesehen hatten, wechselte der Charakter grundsätzlich: Rote Felsen wurden umsäumt von türkisem Wasser und überwuchert mit grüner Vegetation. Der Schöpfer hatte hier wahrlich nicht mit Farben gespart. Das Besondere aber an Sardiniens Küste ist, dass es nur wenige Ortschaften direkt am Meer gibt. Daher erscheinen fast alle Strände so unberührt.

 

 

Ganz im Süden gibt es dann einige imposante Hotelanlagen nicht weit hinter den weißen Stränden. Die sandigen Buchten werden hier von felsigen Nasen durchbrochen. An einigen Stellen deuten in Reih´ und Glied aufgestellte Liegestühle auf eine intensivere touristische Nutzung hin.

 

 

Die Bucht von Cagliari im Süden Sardiniens wird von uns großzügig abgekürzt, um die Kontrollzone und den Anflugvektor des Flughafens zu umfliegen.
Im Südwesten befindet sich ein militärisches Flugverbotsgebiet, dass wie alle Anderen wohl nur wochentags in Betrieb ist. Ich nahm an, dass es am Pfingstmontag wohl geschlossen sein müsste und eine gefahrlose Durchquerung möglich sei. Aber Salvatore hatte uns beim kurzen Briefing extra davor gewarnt. Also blieben wir vorsichtig und stiegen langsam höher, um das Verbotsgebiet über Land umfliegen zu können. Wie zur Bestätigung blitzte es plötzlich auf und ein ca. 30 m hoher Rauchpilz bildete sich. Anscheinend war ein stärkerer Sprengkörper wie etwa eine Fliegerbombe oder eine Granate größten Kalibers gezündet worden.
Im Westen der Insel wurden die ausgedehnten Strände seltener, aber die unterschiedlichsten Gesteinsformen zeugten von einer bewegten Vergangenheit der Insel. Dunkles rotbraunes Basaltgestein eines Vulkanausbruchs überlagerte mancherorts die vorherrschenden Kalkfelsen, die ihrerseits die unterschiedlichsten Farben von weiß bis grün und graublau annahmen.

 

 

Ganz im Nordwesten ragt eine große Halbinsel weit in das Mittelmeer hinaus. Darauf befindet sich der kleine Touristenort Stintino. Etwa 4 km südlich davon liegt unser Zielflugplatz. Er ist so neu, dass er noch in keiner Karte verzeichnet ist. Ich hoffte nur, dass alle anderen schon dort sein würden und ich aufgrund der parkenden Flugzeuge den Platz auch finden könnte.

 


Tatsächlich war der Platz nur durch die drei Flugzeuge unserer Gruppe erkennbar. Ein Seitenwind mit etwa 7 Knoten machte den Anflug trotz Hindernisfreiheit nicht ganz so einfach. Aber die Piste ist lange und relativ eben. Der Lehmboden war durch die Sonne steinhart gebacken. Dadurch stieß der Versuch Grundanker einzudrehen an seine Grenzen. Also banden wir die Maschinen einfach an dem luvseitigen Zaun fest.

 

 

Unsere italienischen Freunde des hiesigen Aeroclubs erwarteten uns bereits mit zwei Autos. Zuerst musste einmal jede Menge Sprit herangekarrt werden. Am nächsten Tag wollten wir direkt heim fliegen und höchstens in Bolognia einen Tankstopp einlegen. Das Heranschaffen des Treibstoffs war nicht ganz so einfach: Zuerst mussten die ersten zwei Kilometer über eine Sandpiste am Strand entlang überwunden werden. Tiefe Löcher bei denen wegen der trüben Schlammbrühe, mit der sie gefüllt waren, kein Boden erkennbar war zwangen die Fahrzeuge immer wieder auf noch zweifelhaftere Ausweichrouten durch den sandigen Boden. Aber unsere italienischen Fliegerfreunde schienen einige Erfahrung mit diesem Weg zu haben und meisterten die Strecke insgesamt vier mal.


Als schließlich alle Maschinen versorgt und verzurrt waren, brachte man uns nach Porto Torres. Die Fahrt dort hin dauerte eine gute halbe Stunde und ich wunderte mich, wieso wir nicht einfach dort hin geflogen waren. Auch dort gibt es einen kleinen Flugplatz.


Stintino wäre eigentlich das Ziel meiner Wahl gewesen. Ganz in der Nähe des Flugplatzes gelegen hätte es als verschlafenes Touristenstädtchen wohl eher meine Vorstellungen getroffen. Leider hatten meine Kollegen den Italienern erklärt, dass wir schon um sieben Uhr morgens abfliegen wollen. Da das für jeden richtigen Sarden erst ganz kurz nach Mitternacht ist wäre unsere einzige Möglichkeit zum Platz zu kommen ein Taxi. Leider gibt es in Stintino keines und so war man gezwungen uns nach Porto Torres zu karren. Außerdem wurde dort gerade eine der üblichen Dreitagesfesta gefeiert und es war daher ordentlich was los.
Wir brauchten nur wenige Minuten zum Einchecken in das Hotel und stürzten uns kopfüber ins Getümmel. Alle Straßen zum Hafen waren gefüllt mit Verkaufsständen und gesäumt von Bühnen und anderen Plätzen mit Live-Darbietungen.

 


Wir ließen uns durch die Woge von Menschen, die Richtung Hafen strömte, mittragen. Von allen Seiten wirkte eine ungeheure Reizflut auf uns ein: Die bunten Stände mit ihren Produkten aus aller Herren Länder (vor allem natürlich Made in China), die Musik und die Händler, die ihre Waren teilweise lautstark anpriesen, die Gerüche hauptsächlich in der Nähe der zahlreichen Essens und Zuckerbäckerstände und der permanente Kontakt mit einer Vielzahl von Einheimischen, die sich mit uns durch die engen Gassen schieben ließen und das alles sichtlich genossen. So blieben nach dem unglaublichen Erlebnisflug rund um Sardinien unsere Nerven ganz ordentlich auf Trab.

 

Nach dem Abendessen und einem gemütlichen Bierchen am Hafen teilten wir uns in Gruppen unterschiedlicher Interessen auf und stürzten uns ins Nachtleben. Die Dunkelheit hüllte das ganze Geschehen in eine eigentümlich anregende Stimmung. Endlich war auch der Kaufdrang so stark, dass ich mich auf die Suche nach Mitbringseln für den Rest der Familie machen konnte. Tagsüber wurde dieses Gefühl noch von dem Wissen unterdrückt, dass ich jedes erworbene Stück mit mir rumschleppen müsste.
Als wir uns dann dem Gebiet näherten, in dem wir unser Hotel vermuteten, stellten wir fest, dass es auch Nachteile gibt, wenn es in einer ruhigen Seitengasse liegt. Alle Nebengassen sehen in Italien nachts ganz ähnlich aus. Da ich langsam zweifelte, es wieder zu finden, fragte ich die anderen, ob sie den Namen des Hotels noch wüssten. Aber wir hatten so rasch eingecheckt, dass sich keiner mehr an den Namen erinnern konnte. Ich dachte bereits an eine unbequeme Nacht auf einer Parkbank als wir eine der Gassen wieder erkannten. Noch zweimal um die Ecke und wir waren bei unserem Hotel.


Nun ging es darum, im Akkord zu schlafen, da wir schon um fünf Uhr morgens wieder aufstehen mussten. Zuerst war aber an Schlaf nicht zu denken. Aber kaum hatten sich meine schweren Augenlider geschlossen, schrillte die Weckfunktion meines Handys unerbärmlich. Anfangs glaubte ich noch an eine Fehlfunktion, aber auch auf meiner Armbanduhr stand der kleine Zeiger auf der Fünf. Also kämpften wir uns mühsam aus den Federn und hinein in die Klamotten.

 


 

Rückflug
In der Halle warteten wir dann bei einem kargen Automatenfrühstück auf unser Taxi. Nach meiner Einschätzung und Kenntnis der Sarden, wahrscheinlich umsonst. Eine gütige Fügung des Schicksals ließ aber den Taxler pünktlich aufstehen und meine Annahme Lügen strafen.


Und so kam es, dass wir pünktlich um dreiviertel sieben am Flugplatz standen und unsere Maschinen für den Abflug klarierten.
Um sieben Uhr stiegen wir dann in den blauen Himmel und flogen auf dem Meer an Porto Torres vorbei, das sich noch ausgiebig von den Feierlichkeiten des Vortags erholte und im Morgennebel schlief. Durch die ruhige kühle Morgenluft glitten wir in niedriger Höhe dem Strand entlang zur Passage nach Korsika.

 


Wir passierten das malerische Dorf Castellsardo und die idyllischen Inseln zwischen Sardinien und Korsika.

 

Als wir die Kontrollzone von Figan passierten, versuchten wir erfolglos Funkkontakt aufzunehmen. Eine halbe Flugstunde später gelangten wir an den südlichen Rand des militärischen Flugbeschränkungsgebietes einer Mirage-Basis. Ein Funkspruch an den Tower wurde in gebrochenem Englisch beantwortet. Wir mussten uns vor der Basis nochmals melden und wurden westlich vorbeigeleitet, da bereits zwei Mirage am Start warteten. Erst als wir uns dann quer ab der Piste befanden, wurde der Start für die Mirages freigegeben.

 

Wie zwei Pfeile von der Sehne eines Bogenschützen, schossen die Jets in den Himmel. Nur wenige hundert Meter neben uns drehten sie ab und verschwanden im Himmel über dem Meer.

 


Das blaue Meer wurde von einer grünen Küste gesäumt und dahinter reckten sich hohe, schneebedeckte Berge der Sonne entgegen. Der Charakter der korsischen Küste unterscheidet sich stark von der Sardiniens.
Am südlichen Rand der Kontrollzone von Bastia drehten wir Richtung Nordosten auf das Meer ab. Die ruhige Weite umfing uns und die Augen konnten sich von den vielfältigen Eindrücken einer wunderbaren Küste erholen.
Bald schälte sich vor uns die Gefangeneninsel Pianosa aus dem Dunst. Dahinter im Süden wurde auch der steile Felsen von Montechristo sichtbar. Diese Insel hatte Alexandre Dumas zu seinem Roman „Der Graf von Montechristo“ inspiriert. Viel Zeit zum Sinnieren blieb aber nicht, denn schon näherten wir uns wieder der Insel Elba.

 

Wie Raubvögel stießen wir aus der Höhe der Küste entgegen. Diesmal passierten wir die Nordküste und hielten uns nicht lange auf. Erst am Festland landeten wir in Il Gabbiano.
Als erster landete Toni Absenger mit seiner CT. Als er aufsetzte, wurde sofort nach links gezogen und konnte die Maschine kaum auf der Piste halten. Ihm war sofort klar, dass sein linker Reifen des Hauptfahrwerks defekt sein musste und er hatte ordentlich zu kämpfen, um ein Querstellen des Flugzeugs zu vermeiden. Gottlob schaffte er es und konnte die Maschine in der Pistenhälfte am linken Rand unbeschädigt abstellen. Uns fuhr der Schreck in die Glieder, als er uns von seinem „Platten“ am Funk berichtete.

 


Aber mit Hilfe der freundlichen Fliegerkollegen vom Platz wurde das Rad binnen einer halben Stunde wieder flott gemacht. Als nächster Stopp war wieder Air Delta bei Bolognia gedacht. Reini kletterte zu Erich in dessen CT um einmal diese Maschine zu testen. Ich flog alleine und freute mich über das reduzierte Gewicht. Über der Toskana hatte sich die Thermik bereits voll entwickelt. Entsprechend „holprig“ war der Flug. Jahrtausende alte Kulturlandschaft zog langsam unter uns durch. Ich stellte mir vor, dass manche besonders alte Bauernhöfe bereits zur Römerzeit bewirtschaftet waren.

 

In Bolognia tankten wir alle beim Automaten. Die Preise waren für italienische Verhältnisse ziemlich niedrig. Aber essen wollten wir in dem teuren Flugplatzresti diesmal nicht und beschlossen, uns in Mazarak bei Caorle wieder zu treffen.
In der Po-Ebene war die Landschaft, wie gehabt, langweilig. Bei Chioggia flogen wir dann entlang der Lagune von Venedig. Venedig selbst passierten wir südlich auf dem Meer, um die Flugplatzzone von Lido zu vermeiden. Bald nach Jesolo und Caorle kam auch der kleine Flugplatz von Mazarak in Sicht. Mit seiner, nur wenig mehr als 400 Meter langen Piste ist er nicht allzu komfortabel. Aber das anliegende Gasthaus ist als gut und günstig bekannt.
Nach dem guten Essen war der Rückflug über das Kanaltal das reinste Vergnügen. Über dem Mangart bogen wir nach rechts ab und flogen einen kurzen Abstecher über Slowenien. Dann hatte uns die Heimat wieder.