Flugring.com

Die Freiheit über den Wolken

Get Adobe Flash player

Beitragsseiten

 

Elba

Vor dem Flughafen organisierte ich vom örtlichen Autoverleih einen Bus und wir fuhren geradewegs in die schöne, große Bucht nördlich des Airports.
Wir konnten nicht widerstehen, die Wassertemperatur zu prüfen. Das Wasser war zwar nur etwa 2 cm warm aber das kurze Bad erfrischte ungemein nach einem halben Tag im engen Cockpit. Danach mussten wir uns erst wieder rücklings durch die schmale Gasse quälen, die wir gekommen waren.

 


Weiter ging es über üppig bewachsene Hügel mit herrlicher Aussicht auf malerische Buchten hin zur Hauptstadt Portoferreio. Dort wurde ein 4-Tagesfest gefeiert und die Hafenpromenade war angeräumt mit hunderten Verkaufsständen. Wir ließen uns von der Menge durch die Straßen schieben und genossen die multikulturelle Woge, die in Form von Stimmen, Gerüchen und Eindrücken über uns hinweg brandete. Danach saßen wir wieder auf und fuhren direkt nach Capoliveri. Eigentlich wollten wir uns erst noch in einem Quartier einbuchen. Als wir unter unserem „Stammwirtshaus“ an einer Baustelle anhalten mussten, sprang Reini kurzer Hand aus dem Auto und ging vom Bierdurst getrieben zum Wirtshaus hinauf. Als ich ihm nachrief: “Du willst uns wohl alle einladen!“ Bejahte er und schritt zügig weiter.

 

 

Wir ließen unseren Bus einfach auf der Baustelle stehen und folgten. Das Wirtshaus bot die selbe Aussicht, die ich noch gut in Erinnerung hatte. Auch der Wirt erinnerte sich unser und umarmte Reini ganz spontan. Nach einem gustiösen Abendessen organisierte er uns auch noch das Quartier für diese Nacht und wir wackelten zufrieden zum Bus zurück. Da es schon dunkel war, bemerkten wir schon von Weitem, dass am Bus seit nunmehr guten zwei Stunden das Abblendlicht brannte. Ich wunderte mich nicht wenig, als er trotzdem sofort ansprang. Das Quartier direkt beim Strand war nicht schlecht und günstig.

 


Vor dem Frühstück machten Reini und ich noch eine Extratour zum Supermarket, da wir nicht glaubten ein ordentliches Frühstück zu bekommen. Wir hatten uns aber getäuscht und daher zwei Einkaufstaschen mit Lebensmittel zu viel. Reini ging noch in eine lauschige Bucht zum Schwimmen und der Rest checkte aus dem Hotel aus. Dann war der Weg frei, die restliche Insel mit unserem Bus zu erkunden. In der Nacht hatte sich Erich noch gemeldet und gemeint, er würde gleich am Morgen in seine CT springen und herunter fliegen. Also hatten wir auch noch etwas Zeit. Wir fuhren also nach Porto Azzurro und Rio Elba. Wir ließen uns vom Charme und den mediterranen Zauber dieser Insel umgarnen. Auf dem Weg nach Rio Elba querte eine etwa eineinhalb Meter lange Schlange die Straße. Ich musste anhalten, um sie nicht zu überfahren. Sie war komplett schwarz und übersät mit smaragd-farbenen Punkten. Ich blieb stehen, bis die Schlange vorbei war und im Gebüsch verschwand.

 

 

Nach dieser herrlichen Tour kehrten wir etwa zu Mittag zum Airport zurück. Nachdem alle mit ihrem Gepäck ausgestiegen waren, fuhr ich zusammen mit Schweinzer Toni zur nächsten Tankstelle. Ich bunkerte 80 Liter Superbenzin (1,39/Liter) in meine mitgebrachten Falttanks, während Toni sich um etwas Motoröl bemühte. Das Tanken mit meinen Faltkanistern, die man sonst für die Wasserversorgung beim Campingurlaub verwendet, hat mir schon hunderte an Euros gespart. Zum Beispiel war auf Elba wie auf vielen Flugplätzen nur AVGAS (Flugbenzin) zu einem Preis von 2,98/Liter verfügbar.

 


Wieder am Flughafen retournierte ich unseren Bus ohne Probleme. Das massige Gepäck, einschließlich meiner vier vollen Faltkanister mussten nun auf das Vorfeld geschafft werden. Nachdem das erledigt war musste nun noch die Flughafengebühr von immerhin 32,-- Euro beglichen werden. Gleichzeitig ermahnte uns der Mitarbeiter im AIS, nicht mehr wieder zu kommen, da der Flughafen nicht für Ultraleichtflugzeuge zugelassen sei. Im Vorjahr hat es nach dem Unfall eines UL massig Probleme mit der nationalen Luftfahrtbehörde gegeben. Wir konnten nur mit den Schultern zucken und von dannen ziehen. Ein Kleinbus brachte uns mit Gepäck und Sprit zu den Maschinen.


Flug Elba - Korsika - Sardinien

Nach einem gründlichen Check der Flugzeuge trafen wir uns zu einem kurzen Strecken-Briefing. Nach dem Start würden etwa 30 Minuten Flug über das offene Meer bis zur korsischen Küste folgen. Der Küstenlinie wollten wir bis zum südlichen Ende Korsikas folgen und dort nach Sardinien übersetzen. In Sardinien planten wir den Durchflug der Kontrollzone von Olbia und die Landung knapp danach in San Theodoro. Meine Rettungsinsel nahm Erich an Bord seiner CT. Erstens war er alleine und hatte massig Platz und zweitens konnte er alsHochdecker die Rettungsinsel im Flug zur Unterstützung einer gewasserten Maschine abwerfen. Wir besprachen den Flug in einer festgelegten Formation wobei jeder auf die Abstände zu dem davor fliegenden Kameraden achten musste. Die Führung der Formation übernahm Reini als der erfahrenste Pilot unserer Runde mit meiner Maschine.


Vor dem Anrollen holten wir uns vom Tower die Genehmigung zum Formationsstart. Der Tower hatte keine Einwände und war offensichtlich froh uns so bald als möglich wieder los zu werden. Zum Start fädelten wir uns in den Formationspositionen am nördlichen Ende der Piste auf. Nach der Startfreigabe drückten wir den Gashebel voll hinein und ließen unsere Maschine loszischen. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn das Flugzeug den Bodenkontakt verliert. Plötzlich werden alle so unnatürlichen Bewegungen weich und die Maschine kehrt in ihr Element - den Himmel - zurück. Gleichzeitig werden alle Dinge des Bodens kleiner und kleiner und verlieren somit ihre Bedeutung, während die Übersicht und der Blick für´s Ganze zunimmt und dem Luftfahrer einen einzigartigen Anblick der Schönheit der Schöpfung liefert. Mit nur wenigen Hundert Metern Abstand folgte Flugzeug auf Flugzeug. In etwa 600 Metern Höhe sammelten wir uns zur Formation und die wunderbare Insel Elba verschwand langsam hinter uns.

 

 

Noch einmal rief ich mir die schönen Eindrücke unseres kurzen, angenehmen Aufenthalts in Erinnerung. Vor uns hob sich die riesige Kontur der Insel Korsika aus dem Dunst. Kurz nach Elba überflogen wir die Gefängnisinsel Pianosa und sahen dahinter im Süden den kegelförmigen Felsen von Monte Christo. Unwillkürlich musste ich dabei an die Romanfigur Edmond Dantès aus dem Film der Graf von Monte Christo denken, der im Roman einen Piratenschatz auf dieser Insel fand.
Nach einer halben Stunde Flugzeit kamen wir zur korsischen Küste. Der Flug war einfach, da das militärische Flugbeschränkungsgebiet R65 nicht aktiv war. So konnten wir vorbei an der Militärbasis Solenzara nach Süden fliegen.

 

 

Im Süden wurden die Berge niederer und die Küste immer freundlicher. Kristallklares Wasser umspült weiße Strände, die auf der anderen Seite von üppiger Vegetation umwuchert werden. Schöner kann es nicht einmal in der Südsee sein. Von Korsika hinüber nach Sardinien ist es nur ein Katzensprung.

 

 

Am Meldepunkt an der Grenze versuchten wir schon ohne Erfolg Olbia zu erreichen. Plötzlich drehte Toni S. nach Westen ab und verließ die Formation. Wir mussten ihm hinterher eilen, damit er nicht in diesen fremden Landen verloren ging. Bald darauf sah er uns wieder und folgte brav. Als wir dann über Land flogen, erfasste uns die knüppelharte Thermik. Verwöhnt von dem ruhigen Fliegen übers Meer entschlossen wir uns kurzerhand den Umweg über das Meer zu fliegen.

 

 

Wir näherten uns einer saphirblau bis smaragdgrünen riesigen Bucht. In diesem Augenblick verstand ich, wieso dieser Teil Sardiniens „Costa Smeralda“ genannt wurde.  Kaum glitten wir über das Wasser, beruhigte sich die Luft und wir schienen auf ein Daunenkissen aufzugleiten. Durch die ruhige Luft ließ sich das Flugzeug fast von selbst steuern und wir konnten die Schönheit der Natur so richtig genießen. Im Tiefflug überquerten wir die Bucht von Olbia und hatten ständig auch den Himmel über der Einflugschneise zum internationalen Airport im Blick. Eine Insel, die mehr einen abgetrennten Gebirgskamm glich und eine Kurzwellenstation beherbergte ließen wir rechts liegen und bogen Richtung San Theodoru ein. Wir genossen noch den Überflug einiger wunderschöner Strände, die mehr an die Südsee als ans Mittelmeer erinnerten.

 

 

 

Die Piste von San Theodoru hat eine komfortable Länge und ist hinter den Backwaters leicht zu finden. Auch der Anflug klappte von Süden her ohne Probleme. Bei einiger Seitenwind-Komponente setzten wir relativ ruhig auf. Kein Mensch war am Platz zu sehen. Da wir uns noch nicht entschlossen haben, wie es weiter geht, packten wir erst einmal die Jause aus und begannen unser Frühstück zu vertilgen. Es war für jeden eine Kleinigkeit dabei.