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Die Freiheit über den Wolken

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 Helmuth hatte seinen Flugplan schon am Abend eingegeben und so waren wir alle auf die Startzeit 11:15 fixiert. Wir waren schon zeitig am Flughafen, um den zu erwartenden Zeitverzögerungen vorzubeugen. Am Flughafen erwartete uns aber außer der schon üblichen aufwendigen Bürokratie eine besonders freundlicher General Aviation Manager. Den Ärger vom Vortag schien er über Nacht vergessen zu haben. Diesmal brachte er uns sogar persönlich mit dem Wagen zu den Flugzeugen.

 

 

 

Nach den Startvorbereitungen hoben wir hintereinander ab. Helmuth (Team 1) überholte mich schon kurz nach dem Start mit einem Höllentempo.

 

 

Wir kamen kaum dazu, ein paar Fotos zu schießen. Während er schnurstrax direkt nach Agadir flog und dann kerzengerade über das Meer nach Lanzerote, quälte ich mich deutlich langsamer über einen weiteren VFR Weg bis zur naheliegensten Landverbindung. Damit hatte ich nur 30 Minuten über Wasser.

 

Mein Weg führte über die niederen Ausläufer des Atlasgebirges um Agadir herum und dann immer der Küste entlang.

 

 

 

Als Flughöhe wählten wir 6.500 Fuss, etwas mehr als 2.000 Meter, um der nach unten immer dicker werdenden Sandschicht zu entgehen. Nachdem Agadir hinter uns lag, folgten wir der Küste für etwa 3 eher fade Stunden. Nachdem in der ganzen Gegend scheinbar kein anderer Flugverkehr stattfand hörten wir am Funk absolut nichts. Die Controller auf den Flughäfen an der Route schienen alle zu schlafen und ließen sich durch keinen Ruf wecken. Also flogen wir in aller Ruhe unser Programm ab. Um die Abwechslung zu erhöhen stiegen wir einmal von unserer Flughöhe bis in Bodennähe herab. Als es uns dann doch zu lebhaft wurde, kletterten wir nach und nach wieder auf 6500 Fuss. Allmählich bildeten sich immer mehr kleine Wolken aus, ähnlich der typischen Passatbewölkung, wie es sie rund um die Erde gibt.

 

 

 

 

Manche Wolkenberge schienen ausbrechende Vulkane nachzuahmen, bei denen der Lavastrom aus der Spitze quillt und dann langsam über die Flanken des Berges nach unten strebten. Um solche thermisch aktiven Zonen flog ich immer einen leichten Bogen. Ansonsten war es interessant, knapp über die obere Wolkenbasis zu fliegen, die meist nur wenige Meter unter unserem Flugzeug war. Es war wie die Fahrt mit einem Geländewagen durch eine riesige Watte-Landschaft. So verging die Zeit buchstäblich wie im Fluge und wir verließen den marokkanischen Luftraum richtung Kanarische Inseln. Canaris Approach wies uns ein und wir flogen Fuerte Ventura an.

 

 

Vom Seitenwind mit 23 kmh ließen wir uns nicht abhalten, und auch nicht vom Hinweis des Controllers, dass es auf Fuerte Ventura keinen Flugbenzin gibt. Nur bei der Frage nach unseren Handling Agent konnten wir keine passende Antwort finden. Direkt an der Parkposition - natürlich ganz im letzten Winkel der Abstellfläche und 1,5 Km vom Flughafengebäude entfernt - warteten schon Guardia Civil und der Zoll auf uns. Wir konnten auf Verlangen keinen Flugplan in Papierform und keine Warnwesten vorweisen und stellten uns dumm. Uns kam sehr entgegen, dass wir uns mit den Beamten nur mit Handzeichen und Grimassen verständigen konnten. Als natürlich kein Handlingagent kam um uns abzuholen und wir aufgrund der fehlenden Warnwesten nicht zu Fuß unser Gepäck zum Gebäude schleppen durften, erbarmten sich die Beamten und nahmen uns im Dienstwagen mit.

 

 

 

 

 Ein weiter Weg - Das Flughafengebäude mit dem Ausgang befindet sich dort wo die großen Flieger parken

 

Mit dem Bus fuhren wir dann in das nächste Dorf Puerto Rosario und gönnten uns ganz stillos vor der Kirche unser Landebier.

 

 

 

Dass sich unsere Herbergssuche als schwierig erweisen würde, hätte ich mir dabei nicht gedacht. Alle Hotels schienen ausgebucht zu sein und so war es eher Glück, das uns schon beim 2. Hotel, noch dazu das beste am Ort, ein freies Zimmer für 30,-- pro Person bescherte. Es dauerte allerdings einige Telefonate, bis man uns dieses für 2 Tage zusagen konnte.

 

 

 

 18.November 2015

 

An diesem Tag war die spannende Frage zu klären, wie wir Benzin in unsere Tanks bekommen, um unseren Flug fortsetzen zu können. Wir hatten uns am Vortag noch mit einem Handling Agenten in Verbindung gesetzt, und uns am Vormittag am Flughafen verabredet. Ich erinnerte mich an die Cessna 150, die völlig verstaubt neben meiner Maschine stand. Auch der hatte geglaubt, irgendwie Benzin zu bekommen. Laut meinem Agenten steht die Maschine schon lange da.

 

Dabei wurde meine Vorstellung, beim Flughafen mit Benzin in Faltkanistern reinzuspatzieren sofort abgeschmettert. Es sei einfach gänzlich unmöglich brennbare Flüssigkeiten überhaupt hereinzubringen. Die freundliche Mitarbeiterin unseres Agenten telefonierte einige Zeit auf Hochtouren und hob nach endlos wirkender Zeit den Daumen. Und sagte dann: " OK, we have the permission to refuel on the airport gas station." Es gibt am Airport zwar keinen Flugbenzin, aber eine Tankstelle für alle Airportfahrzeuge wie die Follow-Me´s. Und wir bekamen die offizielle Erlaubnis, von jener Tankstelle Benzin für unseren Weiterflug zu bekommen. Das hat es in Fuerte Ventura bis dato noch nicht gegeben.

 

Abflughalle Fuerte Ventura

 

Als der Flieger dann betankt war, gaben wir noch unseren Flugplan für den Weiterflug nach Dakhla / Westsahara auf. Dann konnten wir erleichtert den Flughafen verlassen und eine kleine Inselerkundung starten. Wir nahmen den Bus und fuhren ganz in den Norden der Insel nach Corralejo.

 

 

 

 

 Die Insel macht einen eher trockenen Eindruck und ist eindeutig vulkanischen Ursprungs. Sie besteht hauptsächlich aus Gegend und ist nur an den Küsten durch einzelne kleine Ansiedlungen und Hotelburgen unterbrochen. Der Busfahrer gab sein Bestes die Fahrt so kurz und unangenehm wie möglich zu gestalten indem er die klapprige alte Mühle mit Vollgas durch die Gegend trieb. Nach einer angstschweißtreibenden halben Stunde hatten wir dann unser Ziel erreicht und konnten erleichtert aussteigen.

 

Corralejo scheint eine der Tourismus Hochburgen der Insel zu sein. Es gibt dort einen großen Yachthafen und ein Dorf mit typisch spanischen Häusern. Am Hafen und in der ersten Häuserreihe dahinter drängt sich Lokal an Lokal und schafft verschiedene Eindrücke zwischen spanischer Inselidylle und Ballermann-Atmosphäre.

 

 

Wir fanden ein nettes Restaurant direkt an einem besonders netten Strandabschnitt und ließen uns dort nieder.

 

 

 

Die Pizze schmeckten für spanische Verhältnisse ausgesprochen gut, was natürlich auch durch die tolle Aussicht verstärkt wurde.

 

Das weckt Erinnerungen an eine heimische Waldlandschaft

 

 

 

 

Um halb vier Uhr stiegen wir wieder in den Bus zurück. Wir hatten Pech und erwischten wieder denselben Fahrer. Er hatte sich inzwischen überlegt wie er das Angsterlebnis seiner Passagiere noch steigern konnte. Die Fahrgeschwindigkeit konnte er nicht mehr steigern, da offenbar ein Geschwindigkeitsbegrenzer eingebaut war, denn die Tachonadel klebte förmlich bei der 100 kmh Marke (natürlich auch wenn nur 60 erlaubt waren). Die Steigerung gelang ihm schließlich, als er begann bei diesem Höllentempo auf der engen Straße mit beiden Händen, sein Kassageld konzentriert zu zählen. Er lenkte dabei nur mit den Ellenbogen. Als alles Geld gezählt war, begann er aufzuräumen, fraglos natürlich mit beiden Händen. Dabei sah er manch lange Sekunden zur Seite.

 

Manche Freunde machen sich Sorgen wegen unserer (in deren Augen) gefährlichen Flugreise nach Afrika. Ich kann nur sagen: "Es gibt weit gefährlichere Dinge als das relativ sichere Fliegen"

 

Von Helmuth wurden wir verständigt, dass sich eine Magenverstimmung von Reini in eine ernsthafte Erkrankung gewandelt hat und er von Lanzerote direkt mit dem Verkehrsflieger heimfliegen wird. Über die weiteren Intensionen von Team 1 war mir nichts weiter bekannt.

 

Am Abend dann wieder der Schock. Eine E-mail unseres Handling Agenten erreichte mich, in der stand, dass eine Landung in Dakhlar nur mit einer Landegenehmigung möglich ist.

Ich meinte daraufhin, dass ich Genehmigungen für Mauretanien und Senegal hätte und meinen Flugplan daher einfach nach GQPP Nouadhibou in Mauretanien verlängern sollte.

Er versprach das zu tun und forderte mich auf, inzwischen eine Genehmigung für Dakhla einzuholen. Die Genehmigungen für Mauretanien Senegal und den Kapverde Inseln hat Helmuth durch seine guten Kontakte zu White Rose Aviation erwirkt. Als ich dann später die Genehmigungen genau besah wieder ein Schock: Die Permission für Mauretanien ist nur für den Überflug. Nun bin ich schon gespannt, wo wir morgen landen werden.

 

19.November 2015

 

Ich erwachte wie üblich knapp vor 6 Uhr aber mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend. Im Geiste ging ich die Speisen des Vortags durch, fand aber keine Erklärung. Doch dann kam die Erkenntnis: Es war die Ungewissheit, nachdem mein Flugplan nach Dakhla wegen der fehlenden Landeerlaubnis abgewiesen wurde. Für Mauretanien bestand nur eine Überflugerlaubnis und wir versuchten trotzdem dort zu landen. In Europa sind wir solche Restriktionen nicht gewohnt. In Afrika scheinen diese ab einem gewissen Breitengrad exponentiell zu steigen. Ich wusste also nicht was die Mauretanier mit uns anstellen würden, nachdem wir dort ohne Permission gelandet wäre. Trotzdem, wer A sagt muss auch B sagen, also wollte ich die Sache durchziehen. Beim Frühstück fehlte mir fast gänzlich der Appetit. Helmut schien es ähnlich zu gehen. Ob er wohl die selben Gedanken wälzte wie ich? Ich wischte alle Überlegungen beiseite und wir brachen zum Flughafen auf. Der Flugplan war schließlich nicht zurückgewiesen worden, also musste ja alles OK sein.

Nach dem Abheben flogen wir Richtung marokkanischer Küste. Etwa auf halbem Weg kam die ungewöhnliche Frage von Canarien Approach, ob ich die Landefreigabe mit dem Zielflughafen koordiniert hätte. Nach meiner Verneinung fragte ich, ob er das für mich erledigen könnte. Einige Minuten später klärte mich Canarien Approach auf, dass ich Mauretanien nur überfliegen, aber nicht landen dürfe und fragte ob ich nun umkehren wolle. Das war mir gar nicht recht, also bat ich um eine Flugplanänderung zum nächstgelegenen Port of Entry in Marokko. Mittlerweile befand ich mich schon über der Küste und somit im marokkanischen Luftraum. Nach einer Rückfrage bei Casablanca Control wurde mir die Aufforderung übermittelt, den marokkanischen Luftraum umgehend zu verlassen und einen Flugplan vom Boden aufzugeben (natürlich wie in Marokko vorgeschrieben, 24 Stunden vor Abflug). Ich verfluchte die afrikanische Bürokratie und bat zähneknirschend um die Umkehr. Als Landeplatz gab ich Lanzarote an, wo sich Reini und Helmuth vom Team 1 aufhielten.

 

An diesem Punkt war mir bewusst, dass unsere Mission nach Dakar gescheitert war. Der Grund war banal: Wir waren davon ausgegangen, dass Dakhla und die Westsahara zu Marokko gehörten und daher normal ohne Genehmigung anfliegbar wären. Eine Landegenehmigung wäre sicher einfach zu kriegen, würde aber Tage dauern, die wir nicht hatten, da dann die schwierigen Genehmigungen für Mauretanien und Senegal abgelaufen wären. Helmuth der erfahrene Weltumrunder hatte also absolut recht, als er sich um die Genehmigungen bemühte, während ich als Europa-Flieger mir nicht vorstellen konnte, dass das ein Problem sein könnte.

 

Nach der Landung in Lanzarote versuchten wir einen Verbindungsaufbau zu Reini und Helmuth, die sich hier aufhalten sollten. Es war nicht einfach, weil seit Tagen keines ihrer Handys in Betrieb war. Also versuchten wir es per E-mail. Während wir im General Aviation Center zur Untätigkeit verdammt herumsaßen, brach bei meinem Copiloten Helmut der Frust über das eben Erlebte aus und er bombardierte mich mit Vorwürfen. Kurz darauf klingelte aber mein Telefon und Helmuth vom Team 1 rief mit einer spanischen Nummer an. Er freute sich offenbar, dass wir nun auch auf Lanzarote waren und versprach uns innerhalb der nächsten Stunde abzuholen, was unsere Gemüter deutlich aufhellte. Weniger als 10 Minuten später kamen Helmuth und Reini und die Wiedersehensfreude war groß. Noch größer war unsere Erleichterung, jetzt nicht mehr ohne Quartier, Mobilität und Aussicht dazustehen.

Überschwänglich wurden uns die Besonderheiten dieser Insel im Eilverfahren übermittelt. Helmuth meinte schließlich: "Ach, was soll´s, wir zeigen euch alles persönlich!" Also rein in den gemieteten Geländewagen und los ging´s.

An der Küste sah es sehr ähnlich aus wie in Fuerteventura. Im Landesinneren fielen sofort die Spuren von Vulkanaktivitäten auf. Es sah in weiten Teilen aus wie am Mars: die ganze Gegend war mit rotbrauner Vulkanasche der unterschiedlichsten Töne überzogen, unterbrochen von riesigen dunklen Lavafeldern. Es sah aus, als ob die ursächlichen Ausbrüche erst vor kurzem stattgefunden hätten, da kaum Vegetation bestand. Wir wurden aufgeklärt, dass dies schon 1730 - 1736 passiert war.

 

Unsere erste Station war ein Vulkankrater auf den man mit dem Kamel reiten konnte. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wurden bald auf dem Rücken eines Kamels, das natürlich ein Dromedar war, ganz ordentlich geschüttelt. Trotzdem war es eine interessante Erfahrung.

 

 

 

Bald darauf setzten wir unsere Fahrt in den Norden der Insel fort und bogen von der Hauptstraße auf eine Schotterpiste ab. Dagegen war der Kamelritt nur ein sanftes Wiegen. Wir wurden richtig durchgebeutelt. Der Weg führte gerade nach Norden zwischen zwei Vulkankegel durch über ein flächendeckendes Lavafeld. Gott sei Dank hatten wir einen Geländewagen, sonst wären wir wohl zu Fuß zurückgegangen und hätten unser Fahrzeug irgendwo im Nirgendwo zurücklassen müssen.

 

 

Irgendwann nach etwa 10 Kilometern fragten wir uns, ob dieser Weg wohl irgendwo hinführen würde oder wir nach schier endloser Fahrt dann umdrehen und das Ganze nochmals in die andere Richtung erleben würden. Als wir ein starkes Gefälle mit fast halbmeter tiefen Wellen aus lockerem Gestein mehr hinunterrutschten als fuhren, war uns klar, dass es wohl kein Zurück mehr geben würde. Kurz darauf stießen wir auf eine Gabelung und der Weg wurde auch etwas besser. Eine weitere Abzweigung führte Richtung Meer. Natürlich folgten wir auch diesem Weg und erreichten bald darauf einen wunderschönen, einsamen Strand. Der bestand aus rund geschliffenen und gemahlenen schwarzen Basalt in jeder Körnung von Sandkörnern bis Kopfgröße. Ohne zu überlegen, warfen wir unsere Kleidung ab und stürmten ins Wasser. Es hatte überraschender Weise in etwa die Temperatur der Adria im Hochsommer. Die Brandung war ziemlich stark und erinnerte mich fast an Hawaii. Das Wasser war kristallklar und schmeckte viel weniger salzig, als ich es von der Adria gewohnt bin. Das Eintauchen in den Atlantik fühlte sich einfach großartig an. Es war als ob die, im Wasser durch die Wellen angereicherte Energie, unsere Akkus auflud. Es war einer der Momente, die man nie mehr vergessen will.

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zurück durchquerten wir noch einige malerische Dörfer und hielten dann an der Cart-Rennstrecke. Helmuth forderte uns zum Duell. Er ist begeisterter Cart Fahrer und gab uns nützliche Tipps, die Reifen auf Temperatur zu bringen.

 

 

Die 320 cm² Maschinen hatten ganz schön Power. Auf einer langen Gerade konnten sie auf 90 Kmh beschleunigen. Es war ein Riesenspass aber auch ordentlich anstrengend in den Unterarmen. Durch einige Kurven musste man driften. Bei dem Aufwärm-Trial wurde ich von Helmuth zwei mal überrundet. Einmal bekam ich Helmut2 (Helmut Sumper) kurz vor mir in den Blick. Als ich mich auf die Verfolgung einstellte, war er auch schon wieder weg. Offensichtlich hatten die beiden mit ihren gut 30Kg weniger einen Gewichtsvorteil bei der Beschleunigung.

Beim darauffolgenden Rennen wurde ich dann von Helmuth bereits in Runde 2 überholt und weg war er. Etwa in der Mitte der Rennzeit tauchte dann plötzlich Helmut2 hinter mir auf und ging auch gleich zum Angriff über. Auf der langen Gerade bei Start und Ziel war er auch schon vorbei. Den Bremspunkt bei Kurve 1 erwischte er dann zu spät, was ihm einen Dreher einbrachte, den ich natürlich umgehend ausnutzte. Zwei Dreher später konnte ich ihn schon nicht mehr sehen. So endete das Rennen mit Helmuth als klaren Sieger.

 

Der Abend klang noch genussvoll mit langen Erzählungen von Helmuth´s Weltumrundung und typischen Fliegergesprächen aus.

 

 

20.November 2015

Die Nacht verbrachte Reini im Kampf gegen seine Magen-Darm Probleme und wir ganz entspannt. Nach dem reichlichen Frühstück brachten wir Reini zum Flughafen, wo er seinen Rückflug antrat um sich zu Hause auszukurieren.

Im General Aviation Center organisierten wir das Handling für Helmuth´s Spirit of Africa und gaben unsere Flugpläne für den Weiterflug zum Privatflugplatz El Berriel auf Gran Canaria auf. Wir wählten einen Umweg, der uns rund um Lanzarote und dann entlang der Westküste Fuerteventuras führte. Für den Einflug auf Gran Canaria wollten wir auch eine halbe Inselumrundung anhängen.

Also ging´s zu unseren Maschinen und Lanzarote Ground clearte den Startup, dann das Rollen zum Holding Point Runway 03. Als wir auf dem 3 Km langen Taxiway neben der Landebahn einschwenkten, war dieser bis zum Ende frei, was bedeutete, dass kein "Großer" vor uns die Luft mit seinen Turbulenzen stören würde. Helmuth hatte auch die Freigabe zum Rollen bekommen und fädelte sich wenige Meter hinter uns ein. Dann wieder der Dämpfer; Ground verlangte, dass ich den A320 der Condor Platz machen sollte. Also rollte kurz vor mir der Riesenluftmixer auf den Taxiway und ich hatte etwas Bammel hinterher zu rollen.

Wenn nämlich dieser bei einem Triebwerkscheck mal eben kurz das Gas antippte, würde es mich glatt vom Taxiway blasen. Am Ende des Taxiways mussten wir dann in der Holdingbay, vergleichbar mit einem kleinen Parkplatz warten. Denn es kam noch eine Turboprop, die auch noch vor uns starten würde. Ich war erleichtert, denn diese Maschine erzeugt deutlich weniger Wake Turbulences als eine A320. Obwohl mir in dem Moment auch wieder der kürzliche Absturz einer Robin in Deutschland einfiel. Dabei war eine Minute vor der Robin, die immerhin mehr als doppelt so schwer ist als meine Maschine, eine Antonov AN2 gestartet. Die Antonov ist ein alter, langsamer aber schwerer Doppeldecker.

 

Meine Befürchtungen wurden verstärkt als hinter der Turboprop wieder ein großer Jet der Ryan Air auftauchte. Als die Ryan dann auf die Startbahn rollte bekam ich die Anweiseung:"Hold short 03", was bedeutet nicht wie vorgesehen am Haltepunkt zu warten sondern bis an den Rand der Landebahn vorzurollen auf der die Riesenkiste der Ryan gerade ihre letzten Checks erledigte. Die Ryan würde beim Start natürlich Vollgas geben und ein mörderischer Triebwerksstrahl alles hinter sich hinwegfegen. Bei dem leichten Seitenwind von rechts könnte dieser ein Flugzeug am linken Rand der Startbahn treffen. Also nahm ich die Verantwortung für meinen Copiloten und das Flugzeug wahr, interpretierte die Anweisung kreativ und stoppte knapp nach dem Holdingpoint in deutlichem Abstand zum Runway. Kaum donnerte die Ryan davon, musste ich auf die Startbahn rollen. Der Controler hatte es eilig uns loszuwerden. Die Ryan hatte den Boden noch nicht verlassen, bekam ich schon die Startfreigabe allerdings auch mit der Warnung vor den wake turbulences. Trotzdem ist das eigentlich fahrlässig. Bei dem Gewichtsunterschied müsste er nach den Regeln 15 Minuten warten, bis er ein Leichtflugzeug auf die Piste lassen könnte. Ich rechnete kurz im Geiste den Seitenwind und stellte mir dabei die unsichtbaren Randwirbel vor, die an den beiden Tragflächenenden entstehen. Daher wartete ich genau den Zeitpunkt ab, bei dem auch der rechte Wirbel die Bahn nach links verlassen haben müsste und schob den Gashebel hinein. Dabei benutzte ich noch die rechte Seite der Piste. Kaum hatten die Räder den Boden verlassen, drehte ich sofort nach rechts hinaus und verließ den Bereich in sicherer Entfernung zur Landebahn. Von Turbulenzen war nichts zu spüren.

 

Die Anweisung nicht höher als 300 Meter zu steigen, nahmen wir dankbar zum Anlaß im Tiefflug der Küste bei der Hauptstadt Arrecife zu folgen. So konnten wir auch in geringer Höhe den Hafen überfliegen.

 

 

 

 

 

Danach steuerten wir im Nordteil zwischen zwei Vulkankegel zum Westteil der Insel. Wir flogen vorbei am Monte Bianco, den wir am Vortag mit dem Geländewagen umrundet hatten.

 

 

 

Es folgten pechschwarze Strände, umsäumt von schwarzen Klippen an denen sich das kristallklare Wasser in schäumenden Fontänen brach.

 

 

Wir fanden auch unsere Badebucht vom Vortag wieder und mussten uns unwillkürlich an das herrlich erfrischende Atlantikwasser erinnern.

Es bot sich uns ein herrlicher Kontrast zwischen den unterschiedlichen Farbtönen der Vulkanlandschaft und den Blauabstufungen im klaren Wasser. Dazwischen lag tosend die weiße Brandung.

 

Fuerteventura lieferte uns wieder andere Eindrücke. Dort wechselten die Farbtöne zwischen dem Grün der dort spärlich wachsenden Vegetation, hellbeigen Sanddühnen und Brauntönen, des über jahrmillionen abgewitterten Basalts. Es war ein tolles Erlebnis diese Eindrücke mit offenen Augen staunend wahrzunehmen. Kurz vor einem Sperrgebiet an der Westseite Fuerteventuras verließen wir diese schöne Insel und wandten uns Gran Canaria zu. In der Ferne ragte der 1.949 Meter hohe Pico del Pozo de las Nieves aus dem Dunst empor und markierte unser Ziel. Wir visierten dabei den VFR Punkt N im Norden der Insel an und gaben bekannt, dass wir von da an der Westküste zum Punkt S im Süden folgen wollten, also Gran Canaria halb umrunden wollten. Der Controler zwang uns wieder in den Tiefflug, was uns natürlich nichts ausmachte.

 

Der Norden von Gran Canaria überraschte uns neben malerischen Dörfern auf einer sanften Landschaft vor allem durch die stark ausgeprägte Landwirtschaft. Der Westen ließ dann unsere Kinnladen vor Staunen nach unten sinken.

 

Extrem steile und hohe, dunkle Basaltklippen überragten den Atlantik. Tiefe Schluchten und scharfe Kanten prägten die Landschaft. In mir stiegen Erinnerungen an einen Hubschrauberrundflug in Hawaii hoch. Aber diese gewaltigen Abbrüche hier waren noch viel imposanter. Die Kanaren aus der Luft zu erleben ist einfach unvergleichlich.

 

 

 

Im Süden wurde die Landschaft wieder flacher und wirkte touristisch erschlossen. Bald erreichten wir den Meldepunkt S und sahen die Piste von El Berriel mitten in einer Autorennstrecke gelegen. Bis knapp vor dem Aufsetzen wurden wir noch von einigen Böen erträglich gebeutelt, dann rollten wir schön langsam aus.

 

Nachdem wir Gran Canaria Approach von unserer Landung berichtet hatten, sahen wir beim Rollen zum Vorfeld Hemuth schon seine Spirit of Africa polieren. Er war schon eine Stunde vor uns gelandet, da er mit über 250 Sachen herüber geschossen ist und die Tour zur Westseite vertagt hatte.

 

Er machte anregende Bemerkungen über unsere sandverkrustete, von Afrika gezeichnete Maschine. Irgendwie gelang es ihm uns mit seinem Putzfimmel anzustecken und auch wir begannen bald den Flieger zu waschen. Helmut setzte noch einen drauf und polierte den Lack. So vergingen die schönsten Stunden des Tages. Als es dann langsam duster wurde brachen wir auf, einen Leihwagen zu finden. Natürlich waren schon fast alle Betriebe geschlossen. Unser Taxi ließ uns dann noch bei Avis aussteigen, da es aussah, als hätten die offen. Tatsächlich aber erfreuten sich die tapferen Mitarbeiter von Avis längst an ihren verdienten Feierabend. Glücklicherweise war daneben noch eine kleine holländische Firma, bei der man noch etwas Geld verdienen wollte und wir bekamen einen Renault Clio zu erträglichen Konditionen. Bei Booking fanden wir auch einen freien Bungalov im Jardin Dorado, den goldenen Garten in Maspalomas. Nach dem Einchecken gönnten wir uns noch ein paar Landebiere und jeweils eine Pizza, bevor wir müde in die Laken sanken.